
Evang. PAUL-SCHNEIDER-GEMEINDE
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Hilfe ohne Umwege - Paul-Schneider-Gemeinde unterstützt syrische Erdbebenopfer
Hilfe für die Erdbebenopfer in Syrien will die Evangelische Paul-Schneider-Gemeinde durch ihre Diakonie-Kollekte, leisten. Sie wählt dafür den Weg über die Orthodoxe Kirche in Aleppo, damit das Geld, das in den Gottesdiensten gesammelt wird, sicher bei den Opfern ankommt. Den Kontakt stellt Dr. Wahbi Farah aus Idar-Oberstein her.
„Wir haben uns für eine direkte Unterstützung der Orthodoxen Kirche in Aleppo entschieden, da hier Christen vor Ort sind und zielgenau Bedürftige, unabhängig von ihrem jeweiligen Glauben, unterstützen können“, erläutert Andreas Jacob, Vorsitzender des Diakonie-Ausschusses. „Durch diese Verbindung gelangt die Hilfe ohne Umwege zu den Betroffenen.“
Der Bedarf ist riesig. „Es fehlt den Menschen am Nötigsten, am täglichen Brot“, beschreibt Dr. Wahbi Farah den Eindruck, den er von in Syrien zurückgebliebenen Verwandten empfängt. Farah arbeitet als Neurochirurg am Klinikum Idar-Oberstein und wohnt mit seiner Frau Sofia sowie seinen Töchtern Emily (7), Celine (4) und Maria (18 Monate) in der Edelsteinstadt. Er macht die Probleme in seinem Heimatland an einem simplen Beispiel fest: „Es gibt keine Zwiebeln, weil die Bauern wegen des Krieges kein Gemüse anbauen und ernten konnten.“ Doch dies ist nur ein kleines Problem. Schwieriger ist es, ein Dach über dem Kopf zu finden, denn die Häuser sind zum größten Teil zerstört. Kein Schutz vor Kälte und Regen, keine Babynahrung, keine Medikamente, von Strom, Öl oder Gas ganz zu schweigen: Die Liste der Mängel ist endlos lang. „Manche Familien schlafen im Auto, Zelte sind Mangelware“, berichtet Wahbi Farah.
„Die Lage war wegen des Bürgerkriegs schon sehr schwierig, aber durch das Erdbeben hat sich das Desaster multipliziert“, lautet seine Einschätzung. Nach seiner Beobachtung gelangt nur ein Teil der Hilfsgüter zu bei den Betroffenen. Hilfsorganisationen kämpfen mit immer neuen Schwierigkeiten, um in die syrischen Erbebengebiete vorzustoßen. Auf dem Weg dorthin geht manches verloren. „Die Dinge verschwinden einfach, sie werden unter der Hand verkauft, Korruption beherrscht das Land.“ Nach seinem Empfinden verdrängt politisches Kalkül humanitäre Überlegungen. So ist der Alltag geprägt vom Kampf ums Überleben. Wo finden Familien die nächste Mahlzeit? Wo gibt es sauberes Wasser? Wie können sich die Kinder an diesen kalten Tagen wärmen? - So lauten die beherrschenden Fragen. Kindergarten, Schule oder gar Studium sind nur ein Traum. „Die Kinder haben dort keine Zukunft“, stellt Wahbi Farah resigniert fest.
Als Arzt kam er 2016 mit einem Arbeitsvisum nach Deutschland und fasste hier Fuß. Seine Eltern und eine Schwester leben in Frankreich, eine weitere Schwester als Nonne in einem griechischen Kloster. Die Familie ist zutiefst christlich geprägt. Von ihrer Zugehörigkeit zur Orthodoxen Kirche zeugen die zahlreichen farbenprächtigen Ikonen an den Wänden ihrer Wohnung. Ihre Herkunftsgemeinde ist Teil der Metropolie Aleppo im syrisch-türkischen Grenzgebiet. Sie erstreckt sich zum Teil auf Syrien, zum Teil auf der Türkei. Bibelfesten ist die Region unter dem Namen Antiochia bekannt, die bereits vom Apostel Paulus bereist wurde. Die Kirchen seiner Kindheit und Jugend sind durch das Erdbeben stark beschädigt und er wünscht sich dringend einen Wiederaufbau. Er befürchtet: „Wenn wir die Kirchen aufgeben, gibt es bald gar keine Christen mehr in Syrien.“
Beteiligung an der diakonische Hilfsaktion ist über das Konto der Evangelischen Paul-Schneider-Gemeinde möglich: Bank für Kirche und Diakonie, IBAN: DE30 3506 0190 6333 2800 09, Stichwort: Erbebenopfer Syrien. Für eine Spendenbescheinigung bitte die Adresse angeben.
Info:
Das Christentum hat in Syrien eine lange Tradition, die bereits auf die Entstehungszeit zurückgeht. Um 1900 waren mehr als ein Viertel der Menschen in Syrien Christen. Ihr Anteil sank bis 2010 auf rund ein Zehntel. Der Bürgerkrieg vertrieb nach Schätzung der Kirchen Syriens etwa die Hälfte der Christen aus dem Land, sodass ihr Anteil gegenüber den Muslimen inzwischen verschwindend gering ist. Aus der Geschichte der christlichen Kirchen in Syrien entwickelte sich ein kompliziertes Geflecht aus territorial staatlicher und kirchlicher Zugehörigkeit. Syrische Auswanderer gründeten die Antiochisch-Orthodoxe Metropolie von Deutschland und Mitteleuropa. Sie besteht (Stand 2018) aus 30 Gemeinden mit insgesamt 21 Priestern. Näheres unter https://rum-orthodox.de/
Marion Unger