Hier entsteht die Informationsseite für das Netzwerk für Geflüchtete

Ein Netz für interkulturelles Zusammenleben

Ein „Netzwerk Ehrenamt“ zur Unterstützung von Geflüchteten entsteht derzeit in der Evangelischen Paul-Schneider-Gemeinde. Michael Demmig hat als Koordinator ein zunächst provisorisches Büro im Paul-Schneider-Haus in der Bad Sobernheimer Kirchstraße eingerichtet und mit der Arbeit begonnen. Jeden Dienstagvormittag ist er dort anzutreffen.

Die Hauptaufgabe von Michael Demmig wird es sein, geflüchtete Menschen und die vielen Bürgerinnen und Bürger, die gerne helfen wollen, zusammenzuführen. „Dabei läuft die Arbeit auf zwei Schienen“, erläutert der gelernte Betriebswirt. Es gilt, Menschen, die aus ihrer Heimat geflohen sind, an die richtigen Stellen zu vermitteln und gleichzeitig ein Netz ehrenamtlicher Hilfe aufzubauen. Wer juristische Beratung zum Asylverfahren sucht, findet sie im Diakonischen Werk des Kirchenkreises An Nahe und Glan. Wer Arbeit sucht, wird ans Jobcenter vermittelt, wo auch Anträge zum Eltern-, Kinder- und Bürgergeld mit zahlreichen Neben- und Folgeanträgen gestellt werden müssen. Begleitung zu Arztbesuchen oder einen Krankenhausaufenthalt zu organisieren, ist ebenso notwendig wie Information, wo es Schulbuchgutscheine gibt oder wie der Müll zu trennen ist. Dies sind nur einige Beispiele aus dem deutschen Vorschriften-Katalog. Geflüchtete empfinden die hiesigen Strukturen oft als einen Dschungel, dem sie hilflos gegenüberstehen. „Bei allen diesen Wegen braucht es Begleitung, um sich zurechtzufinden“, erklärt Katrin Helm-de Wyl, die schon seit längerer Zeit diese und ähnliche Aufgaben ehrenamtlich wahrnimmt.

Der Impuls zur Initiative der Kirchengemeinde, daraus ein Netzwerk aufzubauen, erwuchs am Ende des vergangenen Jahres aus der Erkenntnis, dass die Zahl der Geflüchteten auch im Bereich der Verbandsgemeinde Nahe-Glan dauerhaft steigen wird. So wandte sich der Bevollmächtigtenausschuss (BVA), der zurzeit die fusionierte Paul-Schneider-Gemeinde an Stelle eines Presbyteriums leitet, gegen die Pläne zu einem Containerdorf sehr am Rande der Kurstadt. Stattdessen habe man sich Gedanken gemacht, wie ein Engagement der Kirchengemeinde in dieser Frage aussehen könnte, erläutert Pfarrerin Ulrike Scholtheis-Wenzel. „Die Gemeindeleitung hat früh die Einrichtung einer Netzwerkstelle beschlossen.“

Die Beratungs- und Vernetzungstätigkeit wird nun mit Michael Demmig auf professionelle Beine gestellt. Die Nachbargemeinden Meisenheim und Mittlere Nahe haben ihre Beteiligung zugesagt und der Landkreis Bad Kreuznach wird das Projekt aus der Integrationspauschale finanziell unterstützen. Es ist eine enge Kooperation mit allen Einrichtungen, die sich um die Integration Geflüchteter kümmern, geplant. Dazu gehören etwa der IB oder die Ehrenamtsbörse „Soo gut leben“. „Es ist eine diakonische Initiative, die sich am Sozialraum orientiert und wir überschreiten damit unsere Gemeindegrenzen“, betont Ulrike Scholtheis-Wenzel.

Michael Demmig kann auf Erfahrungen einer längeren Auslandstätigkeit zurückgreifen und ist spezialisiert auf digitale Kommunikation. Er selbst hat über den beliebten Geflüchteten-Treff „Café International“ zur Kirchengemeinde gefunden. Er signalisierte Willen, seine Kompetenzen in die Integrationsarbeit einzubringen und begann mit wenigen Stunden Beratungsarbeit. Diesen Weg erhofft er sich auch von den vielen Bürgerinnen und Bürgern, die gerne etwas für die Heimatlosen in ihren Ortschaften tun würden. „Jeder und jede kann seine Talente einbringen“, betont Demmig und lädt Einheimische wie Geflüchtete aller Konfessionen dazu ein. Das könne Konversation auf Deutsch sein, ein Nähkurs, Begleitung zum Arzt oder – was auch Geflüchtete einbringen können – die Reparatur von Fahrrädern. Er hofft: „So kann ein Netz des interkulturellen Zusammenlebens entstehen.“

Pfarrerin Scholtheis-Wenzel ist vom Gelingen des Konzepts überzeugt und sieht es als Aufgabe der Kirchengemeinde an, praktische Hilfe zur Verfügung zu stellen. Sie zitiert den Theologen Dietrich Bonhoeffer: „Die Kirche ist nur Kirche, wenn sie für andere da ist.“ Diesem Gedanken sieht sich nach ihren Worten auch die Paul-Schneider-Gemeinde verpflichtet.

Wer mitmachen möchte, kann sich Dienstagvormittags bei Michael Demmig im Paul-Schneider-Gemeindezentrum melden oder im Gemeindebüro, Telefon: 06751-94290.